- Ishikawa Diagramm – Definition und Aufbau
- Ishikawa Diagramm – How To
- Vorteile und Nachteile des Ishikawa Diagramm
- Alternative Methoden zum Ishikawa Diagramm
- Praxistipps
Ishikawa Diagramm – Definition und Aufbau
Unter all den Managertools für das Troubleshooting ist das Ishikawa Diagramm das einzige, das den “Fisch vom Kopf her stinken” lässt.
Im Ernst, es setzt das Sinnbild eines Fisches ein, um von einem erkannten Problem auf seine Ursachen rückzuschließen.
Mit diesen angenommenen Ursachen werden vom Kopf ausgehend (der mit dem Problem benannt wird) über Rückgrat diverse abzweigende Gräten als Kategorien benannt, die als mögliche Fehlerhorte betrachtet werden.
Innerhalb dieser Kategorie-Gräten können weitere Verästelungen angebracht werden, die innerhalb der Sparte weiter detailliert die feinere Ursachenforschung dokumentieren sollen.
Synonyme für das Ishikawa Diagramm sind Ursache-Wirkungs-Analyse, Fishbone Diagram und 8M-Methode.
Der Chemiker Kaoru Ishikawa beschäftigte sich mit Entwicklung von Qualitätswerkzeugen und kam 1943 auf diese Methode, die zu einem der ‘Sieben Werkzeuge der Qualität’ (abgekürzt als Q7) werden sollte.
Die anderen sechs sind das Prüfblatt, das Histogramm, das Pareto-Diagramm, das Korrelationsdiagramm, die Regelkarte und der Programmablaufplan.
Das Ishikawa Diagramm will über Systematik die Problemursachen identifizieren, die nicht klar bewusst sind, schon gar nicht im Zusammenspiel, wenn das Problem selbst bekannt ist.
Ishikawa Diagramm – How To
Der Vorgang, das Ishikawa Diagramm anzuwenden, erfordert rudimentäre zeichnerische Qualitäten.
Auf einem Whiteboard, einer Tafel oder auf großem Papier zeichnet man zunächst den Fischkopf (aber es geht auch abstrakter durch einfache Textfelder), der mit dem Namen des Problems benannt wird.
Davon ausgehend wird eine gerade horizontale Linie gezogen, die das Rückgrat des skelettierten Fisches darstellt.
Davon abgehend schräg nach oben und nach hinten werden die Gräten an das Rückgrat angesteckt.
Eben acht Stück, wenn man mit dem 8M Modell arbeiten möchte, aber die Zahl der Hauptgräten kann beliebig um weitere erweitert beziehungsweise reduziert werden, wenn einem Kategorien einfallen, die im Grundmodell nicht vorhanden oder zu viele sind.
Die wahre Diversifikation findet aber nicht in der Anzahl der Hauptgräten statt, sondern abgehend von ihnen in kleineren Gräten, die innerhalb von Kategorien als Problembestandteile erkannt und benannt werden können.
Eine Schwanzflosse muss nicht gezeichnet werden, sieht aber gut aus, wenn man ein bisschen künstlerischen Ehrgeiz mitbringt.
1.Vorlage mit Kategorien für das Ishikawa Diagramm erstellen
Die Vorlage mit der Anzahl Verästelungen am Grätengerippe wird von jemandem erstellt, der alle Unternehmens-, Instituts- oder Projektbereiche im Überblick hat und benennen kann.
Es kann aber auch nicht schaden, dieses Grundgerüst an Kategorien anschließend zur Diskussion zu stellen und die eine oder andere Hauptgräte, die aus dieser Diskussion hervorgeht, hinzuzufügen, weil ja jeder etwas übersehen haben könnte, auch ein Chef.
Es muss da auch nicht jede Hauptkategorie aus 8M vorhanden sein: ‘Mensch, Material, Mitwelt, Maschine, Management, Methode, Messbarkeit, Money’ – und mit M muss der Kategoriename auch nicht beginnen.
Für die weitere Erörterung sollte aus jeder Kategorie ein Repräsentant an der Diskussion teilnehmen, um für alle Aspekte jemanden dabei zu haben, der sich genau mit der Materie in seinem Bereich auskennt.
2.Problem über das Ishikawa Diagramm identifizieren
Es ist davon auszugehen, dass ein Hauptproblem oder ein Ziel, das an den Fischkopf gesetzt wird, benannt werden kann.
Das zu analysierende Problem sollte unbedingt in eine kurze Darstellung passen, mit einer prägnanten Formulierung genannt werden können.
Entweder ist schon etwas schiefgelaufen und es geht um Ursachenaufarbeitung, oder es sollen alle Stolpersteine gefunden werden, die auf dem Weg zur Erfüllung eines Ziels liegen könnten.
Es sollte unbedingt über die Art des Hauptproblems oder Ziels Einigkeit in der Gruppe bestehen, die am Erstellen des Diagramms beteiligt ist.
3.Ursachen für das Ishikawa Diagramm sammeln
Über die Hauptkategorien (Gräten des Fisches) werden ordnende Begriffe eingebracht, die einzuschränken beginnen, was als Unterkategorien (abzweigende kleinere Gräten an den Hauptkategorien) verwendbar ist.
Auch hierüber ist Konsens zu erreichen. Präzise Benennungen helfen, erst gar keine Missverständnisse aufkommen zu lassen.
Je weiter sich die Gräten verästeln, desto mehr wird die Gruppe aber von der Expertise derjenigen abhängig, um deren Abteilung oder Zuständigkeit es sich dabei handelt.
Es spricht nichts dagegen, die Verästelungen auf noch feineren Detailebenen weiterzuführen, wenn untergeordnete Problemstifter und Faktoren von Relevanz erkannt werden.
Anbei ein Beispiel, wo es um eine nicht bestandene Projektmanagement-Zertifizierung geht.
4.Vollständigkeit sicherstellen
Erst wenn das Bild im Ishikawa Diagramm wirklich komplett ist und alle Kategorien samt ihrer Unterstrukturen gesammelt und angezeichnet sind, ist die endgültige Analyse der Problemursachen möglich.
Kreativitätstechniken können dabei helfen, Dinge zu finden, die sonst unbeachtet geblieben wären.
Das wären Brainstorming, Brainwriting, Mind Mapping und die morphologische Matrix, um einige zu nennen.
Wichtiger scheint aber, Leute zur Gruppensitzung/Workshop einzuladen, die das Metier ihrer jeweiligen Abteilung wie niemand sonst verstehen.
5.Gegenmaßnahmen gegen die Hauptursachen finden
Alle Verästelungen im Ishikawa Diagramm sind auf ihre Bedeutung zu analysieren und eine Gewichtung zu erstellen.
Eine Gewichtung kann mithilfe einer Punktebewertung erfolgen, indem jeder Teilnehmer eine gewisse Anzahl von Klebepunkten erhält und für jeweilige Ursachen verteilt.
In einem Beispiel unten erfolgt die Gewichtung mit violetten Punkten :
Daraus ist ersichtlich, dass “Nicht genug Übungen” die Hauptursache für eine nicht bestandene Projektmanagement Zertifizierung ist und zwei weitere Faktoren “Zu wenig Zeit zum Lernen” und “Mangelnde praktische Erfahrung” wesentlich dazu beigetragen haben.
Es gibt weitere Analysemethoden wie die ABC-Analyse und Prioritätenanalyse, um Problemursachen nach ihrer Priorität einzuteilen und zu klassifizieren.
Die weniger bedeutsamen kleineren Probleme kann man später abstellen und sich den schwerwiegendsten Problemen, die erkannt wurden, zuerst zuwenden.
Danach werden die nun anhängigen Gegenmaßnahmen ausgerichtet. Die Kostenfrage einer Beseitigung von Problemen, oder die anzusetzende Zeitdauer der Gegenmaßnahme können ebenfalls Einfluss auf die Priorisierung haben.
Was sich schnell abstellen ließe, könnte zum Beispiel vorgezogen und sofort erledigt werden.
Vorteile und Nachteile des Ishikawa Diagramm
Vorteile
Vorteil des Verfahrens unter Verwendung des Ishikawa Diagramms ist, dass nicht auf das Urteil eines einzelnen Betrachters gesetzt wird, sondern im Team über die Gräten nachgedacht wird, und was an diesen angehängt sein könnte.
Die Systematik ist geeignet, ein verstecktes Problem ausfindig zu machen, das sich bislang versteckt hielt.
Die Art, wie sie die Zusammenhänge darstellt, ist leicht verständlich und setzt nicht großes Fachwissen voraus, um die Gesamtdarstellung zu verstehen.
Zusammenhänge werden deutlich, die vorher so vielleicht nicht bewusst waren.
Das Ishikawa Diagramm ist im Rahmen der Lessons Learned sehr empfehlenswert.
Nachteile
Nachteil ist, dass bei dieser Vorgehensweise erst ein Problem aufgetreten sein muss, ehe Schritte unternommen werden, die Wiederholung des Problems in der Zukunft zu verhindern.
Das Diagramm versucht also weniger, Probleme vorherzusehen und zu bekämpfen, ehe sie erstmals auftreten. Sondern nur, nachdem sie schon da sind.
Die klassischen Gräten am Fischmodell sind ‘Mensch, Material, Mitwelt, Maschine, Management, Methode’, ergänzbar um ‘Messbarkeit und Money’.
Es wird zu analysierende Vorgänge geben, die nicht alle in diese Kategorien passen, oder komplett andere erforderlich machen. Dafür müsste das Modell erst angepasst werden.
Außerdem ist das Ishikawa Diagramm eher auf den Bereich der Produktion und das Qualitätsmanagement zugeschnitten und für andere Abteilungen entsprechende Anpassungen und Modifikationen erforderlich sind.
Alternative Methoden zum Ishikawa Diagramm
Alternative Methoden I: 5 Why Methode
Ähnlich wie die Zahl im 8M des Ishikawa Diagramms sind die 5W in der 5 Why Methode nicht ganz genau zu nehmen.
Sie sind zwar nach fünf ‘Why’ Fragen benannt, um nach der Natur eines Problems zu fragen, aber das kann auch beliebig erweitert werden.
Die 5W stehen zunächst mal für fünffaches Nachfragen zu einer Ausgangssituation, die das Problem nennt.
Alternativ ist damit die Root-Cause-Analyse gemeint. Mit immer neuem Fragen mit ‘Warum’ soll immer tiefer gebohrt und die Vorausbedingung für eine Vorausbedingung als Fehlerkette aufgezeigt werden.
So folgt Ursache auf Ursache. Wegen des kausalen Zusammenhangs ist dann auf der untersten erkannten Ebene mit der Behebung/Abhilfe anzufangen, um damit den Störungseinfluss auf die nächsthöhere Ebene zu eliminieren.
Schonungslose Ehrlichkeit ist dabei Grundvoraussetzung. So arbeitet man sich empor bis zum anfangs erkannten resultierenden Hauptproblem.
Selbstverständlich ist nach einiger Zeit kontrollierend nachzuprüfen, ob die einmal abgestellten Probleme, die zu dieser Kette beigetragen haben, auch wirklich entfernt und nicht etwa zurückgekehrt sind.
Diese Problemanalyse geht auf Toyoda Sakichi zurück, einen Erfinder in Japan.
5 Why Methode ist Teil des Six Sigma Managementsystems zur Verbesserung von Prozessen.
5 Why Methode ist universal und uneingeschränkt anwendbar unabhängig davon, in welchem Bereich ein Problem aufgetreten ist.
Alternative Methoden II: Gegenwartsbaum (CRT)
Der Gegenwartsbaum ist eine Weiterentwicklung der 5 Why Methode. Diese Methode wurde vom israelischen Physiker Dr. Ellyahu M. Goldratt erfunden und visualisiert die Zusammenhänge zwischen Hauptursachen und beobachteten Symptomen.
Diese Methode dient dazu, möglichst eine oder maximal zwei Hauptursachen eines Problems zu identifizieren und diese zu beheben.
Durch die Beseitigung einer Hauptursache, werden weitere Ursachen “automatisch” behoben oder zumindest im Einfluss so minimiert, dass diese keinen wesentlichen Einfluss mehr haben.
Mit dieser Vorgehensweise kann man durch die Fokussierung viele Ressourcen, Zeit und Geld sparen.
Diese Methode ist ebenso wie 5 Why Methode universal und uneingeschränkt anwendbar.
Um einen validen Gegenwartsbaum für die Problemanalyse zu erstellen, sind folgende Schritte notwendig:
- Identifikation von Symptomen
- Mal fragen nach dem “Warum”
- Die Logik der Symptome detaillieren
- Zusammenhängende Zweige der Symptome verbinden
- Die Hauptursache(n) für Symptome finden
- Die Validität des Gegenwartsbaums prüfen (Klarheit, Vollständigkeit, Logikfehler)
- Lösungsmöglichkeiten identifizieren
Praxistipps
- Welches Verfahren auch immer eingesetzt wird, oder welche Kombination aus Verfahren versucht wird; Es sollte immer alles schriftlich formuliert und die Erkenntnisse aus dem Workshop dokumentiert werden, damit man später darauf zurückgreifen kann.
- Das Problem muss unbedingt schriftlich formuliert werden und alle Beteiligten sollen sich darüber einig sein, um die Ursachen zielgerichtet identifizieren und analysieren zu können.
- Während der Analyse von Ursachen sollte der Augenmerk auf die Identifikation von den Hauptursache(n) gerichtet sein, um maximale Effekte zur Problembehebung zu erzielen.
- Darüber hinaus ist es wichtig, dass überhaupt etwas geschieht und die formulierten Maßnahmen zur Abstellung der Probleme auch umgesetzt werden.
- Wir wollen nicht vergessen, dass die ganze Aktion mit der Problemanalyse und Bekämpfung durch die Gruppe eine Stärkung des Zusammenhalts erzeugen kann und als Gruppenerfolg verzeichnet werden sollte.