Das Wasserfallmodell: Smartes klassisches Projektmanagement

Wasserfallmodell

Was ist das Wasserfallmodell?

Klassisches Projektmanagement wird häufig mit dem Wasserfallmodell gleichgesetzt. Dieses Modell gibt für die Realisierung von Projekten eine klare Struktur zur Hand.

Bei zunehmender Komplexität stößt dieses Modell allerdings an seine Grenzen.

Doch in welche Phasen ist diese Wasserfall-Methode eigentlich unterteilt und wie kann es mit anderen Modellen für hybrides Projektmanagement kombiniert werden?

Der Begriff “Wasserfallmodell” bzw. “Wasserfallmodell Projektmanagement” wird oft als Synonym für klassisches Projektmanagement verwendet. Es handelt sich im Grunde um ein lineares Planungsmodell, das in mehrere Phasen unterteilt wird.

Jede Phase schließt dabei mit einem Meilenstein ab, die einzelnen Abschnitte überlappen sich per Definition nicht.

Diese Phasen werden grafisch als Stufen einer abfallenden Treppe dargestellt. Aus diesem Grund erinnert das Modell an die Kaskaden eines Wasserfalls.

Ursprünglich stammt diese Wasserfall-Methode aus der Software-Entwicklung. Die Idee stammt von W. W. Royces aus dem Werk “Managing the Development of Large Software Systems, Proceedings of IEEE Wesson”.

Wasserfallmodell Phasen

Royce hatte ursprünglich für die Wasserfallmodell Phasen insgesamt 7 Phasen vorgeschlagen, doch in der Praxis wird es mit einer unterschiedlichen Anzahl von Phasen angewandt. Die Phasenanzahl ist auch vom Umfang des Projekts abhängig.

Grundsätzlich werden für das Projekt ein Start-Zeitpunkt und ein Endtermin definiert, jede Phase baut dabei auf den erzielten Ergebnissen der vorherigen auf.

In vielen Fällen hat das Wasserfallmodell nur 5 Phasen, die im Folgenden näher erläutert werden.

Wasserfallmodell

1. Anforderung & Analyse

Zum Start für das Projekt werden die bestehenden Anforderungen möglichst klar definiert. Die grundsätzliche Frage dabei ist, was entwickelt werden soll.

Die Anforderungsphase beinhaltet zwei Hauptelemente:

  • IST-Analyse
  • SOLL-Konzept

In der IST-Analyse werden die Probleme aufgezeigt, welche beispielsweise durch eine Software behoben werden sollen.

Ein klare Definition der zu erreichenden Ziele erhöht die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Umsetzung im klassischen Projektmanagement.

Nach einer Analyse der definierten Anforderungen wird das Projekt in mehrere Teilschritte zerlegt.

2. Design / Entwurf

Die Kernfrage der zweiten Phase ist das WIE. In dieser Phase wird auf Basis der formulierten Anforderungen ein Lösungskonzept erarbeitet.

Wenn beispielsweise eine Software entwickelt werden soll, dann beinhaltet diese Phase eine Erarbeitung der Software-Architektur und einen umfangreichen Umsetzungsplan.

3. Umsetzung

Nach dem Entwurf kommt es zur Implementierung des entworfenen Modells. Es entsteht eine funktionierende Software oder auch ein entsprechendes Produkt.

Diese Phase beinhaltet keine Veränderungen des Entwurfs aus der vorherigen Phase.

4. Test

Nach der Implementierung folgt die entscheidende Testphase. Wenn Probleme oder Fehler auftauchen, dann erfolgt eine Rückführung in die Entwurf-Phase.

Entscheidend ist in dieser Phase die Frage, ob und wie gut das entwickelte Modell funktioniert. Entspricht die Software oder auch das Produkt den vorher definierten Anforderungen oder nicht?

Diese Phase wird auch Beta-Phase genannt. Wenn das Produkt den Beta-Test erfolgreich besteht, dann ist es bereit für die Inbetriebnahme.

5. Inbetriebnahme

In dieser Phase wird das entwickelte Produkt oder auch die entsprechende Software veröffentlicht beziehungsweise in Betrieb genommen.

Diese letzte Phase beinhaltet neben der Auslieferung auch eine Wartung und Verbesserung der Produkte. Fehler aus der Test-Phase werden hier behoben.

Wasserfallmodell Vor- und Nachteile

Ein großer Vorteil des Wasserfallmodells ist, dass es aufgrund seiner klaren Struktur leicht verständlich ist.

Durch die Analyse und den daraus resultierenden Entwurf werden bei vielen Projekten mögliche Probleme bereits sehr früh erkannt.

Auch die frühe Aufstellung der Kosten lässt den Umfang des Projektes früh erahnen. Aufgrund der klaren Struktur und der im Vorfeld festgelegten Meilensteine kann dieses Modell für Planungssicherheit sorgen.

Doch in seiner starren Struktur ist diese Modell nicht für jedes beliebige Projekt geeignet.

Ein großer Nachteil ist, dass dieses Modell unflexibel ist und keine integrierten Rückschritte oder Schleifen enthält, die in jedem komplexen Projekt erforderlich sind.

Mögliche Fehler werden häufig erst recht spät in der Testphase erkannt, da diese erst nach der Produktentwicklung stattfindet.

Komplexe Projekte lassen sich aus diesem Grund nur sehr schwer oder gar nicht durch dieses Modell realisieren.

Wann kommt das Wasserfallmodell zum Einsatz?

Für welche Projekte eignet sich dieses Modell also?

Eine Grundvoraussetzung ist, dass die bestehenden Anforderungen für einen detaillierten Entwurf klar definiert werden können.

Es sollte sich also um Projekte handeln, bei denen kaum Änderungen oder Probleme zu erwarten sind. Gerade bei der Entwicklung von Softwares oder Programm ist dies eher selten der Fall.

Wenn die vorhandenen Ressourcen keinen Engpass für das Projekt darstellen, dann könnte dieses Modell perfekt geeignet sein.

Weitere Anhaltspunkte für die Eignung sind, dass sich die Technologie nicht kurz- oder mittelfristig ändern wird.

Für komplexe Projekte ist das reine Wasserfall-Modell nicht geeignet. Aus diesem Grund wird es oft mit anderen Modellen und Projektmanagement-Methoden kombiniert.

Dieses Modell ist allerdings ganz gut für einfache und komplizierte Projekte geeignet und sollte in diesen Fällen auch angewandt werden.

Welche Methode in welchen Projekten zum Einsatz kommen sollte, lässt sich mit Hilfe einer Stacey-Matrix optimal ermitteln.

Agiles Projektmanagement vs. Wasserfallmodell

Das agile Projektmanagement steht im Grunde für Projekte mit einer adaptiven Planung.

Die Planung erfolgt dabei nicht im vollen Umfang im Voraus, sondern während der Umsetzung des gesamten Projektes.

In der folgenden Tabelle werden die größten Unterschieden zwischen dem Wasserfallmodell und dem agilen Projektmanagement aufgeführt.

Wasserfallmodell und agiles Projektmanagement – Die Unterschiede

WasserfallmodellAgiles Projektmanagement
Benötigt klar definierte und detaillierte Anforderungen für die Planung Anforderungen entwickeln sich im Verlauf des Projekts
Die Planung erfolgt nach vorher definierten Meilensteinen (Phasen)Die Anforderungen werden während des Projekts definiert
Die Qualitätskontrolle erfolgt in der TestphaseDie Kontrolle der Qualität erfolgt über die Dauer des gesamten Projektes
Bei Problemen ist dieses Modell unflexibelBei Schwierigkeiten kann flexibel adaptiert werden
Das Produkt kommt zum Ende des Projekts auf den Markt Das Produkt kommt mit den wichtigsten Features schon früh auf den Markt und wird bis zur vollständigen Reife ausgeliefert
Geeignet für “geradlinig” verlaufende einfache und komplizierte ProjekteAm besten geeignet für komplexe, mehrschichtige Projekte
Dieses Modell gibt eine klare detaillierte Struktur vorNur der Rahmen ist vorgegeben und keine Details
Während der Umsetzungs- und Testphase ist der Fortschritt schwer messbarAufgrund stetiger Anpassungen und Reviews der Teilprodukte  ist der Fortschritt besser messbar
Es sind keine Rücklauf- oder Anpassungsphasen inkludiertAnpassungen an das Produkt können jederzeit erfolgen
Die intensive Kommunikation zwischen den Stakeholdern erfolgt vor allem zu Beginn und während der TestphaseEine regelmäßige Kommunikation mit den Stakeholdern wird über die Dauer des gesamten Projekts aufrechterhalten

Hybride Modelle

Aufgrund des klar geregelten und linearen Ablaufs des Wasserfallmodells ist dieses Modell mit anderen Projektmanagement-Methoden kombinierbar, um die Realisierung von komplexen Projekten zu ermöglichen.

Es kann grundsätzlich unterschieden werden zwischen herkömmlichen und agilen Projektmethoden. Zu den herkömmlichen Methoden zählen die Wasserfall-Methode und auch das V-Modell. 

Agile Projektmethoden wären beispielsweise SCRUM oder das Extreme Programming.

Hybrides Projektmanagement – Der Wasser-SCRUM-Fall

Durch hybride Modelle können die Vorteile des herkömmlichen und agilen Projektmanagements miteinander kombiniert werden.

SCRUM meint im Grunde die Zusammenarbeit und eine häufige Kommunikation in einem interdisziplinären Team.

Die Verwirklichung des Projektes erfolgt dabei durch sogenannte “Sprints”. Die Auslieferung der Teilprodukte erfolgt durch jeweilige Releases.

Bei Wasserfall + Scrum wird das Gesamtprojekt als Wasserfall -Methode mit den einzelnen Phasen betrachtet. Einzelne Phasen können hierbei als SCRUM abgewickelt werden.  

Vor allem die Umsetzungssphase bietet sich dafür sehr gut an. Dieses Modell kann auch als erweitertes Wasserfallmodell bezeichnet werden.

Wasserfallmodell hybrid

Das Wasserfall- und V-Modell

Das “V-Modell Projektmanagement” existiert seit 1979 und wurde vom US-amerikanischen Softwareingenieur Barry Boehm vorgeschlagen und basiert letztendlich auf dem Wasserfallmodell. 

Auch bei diesem Modell werden aufeinander folgende Phasen durchlaufen, diese Phasen haben die Form eines V.

Dieses Modell ist für unterschiedliche Arten von Entwicklungsprojekten mit hoher Komplexität durchaus anwendbar.

Auf dem linken Ast des V-Modells finden sich die verschiedenen Phasen von den Anforderungen bis hin zur Implementierung.

Auf dem rechten Ast des V-Modells werden die Ergebnisse der entsprechend definierten Phase getestet und verifiziert beziehungsweise validiert.

Durch eine Kombination vom Wasserfallmodell mit dem V-Modell sind detaillierte Konzept, Design, Umsetzungs- und Testphasen im Rahmen des Projekts möglich.

Wasserfallmodell V-Modell

Fazit

Klassisches Projektmanagement wird von vielen mit dem Wasserfall- oder V-Modell gleichgesetzt. 

Das Wasserfallmodell ist ein lineares Planungsmodell und es wird in mehrere Phasen von den (Projekt-)Anforderungen bis hin zur Inbetriebnahme unterteilt.

Die Phasen sind dabei mit Meilensteinen vergleichbar und bauen aufeinander auf.

Zu den größten Vorteilen des Wasserfallmodells zählen die klare Struktur und auch seine Einfachheit.

Es gibt einen klaren Rahmen und bei einer guten Definition der Anforderungen können viele Probleme im Voraus erkannt werden.

Problematisch wird es jedoch bei vielschichtigen, komplexen Projekten. 

Aufgrund der starren Struktur entwickelt sich dieses Modell bei auftauchenden Änderungen und Anpassungen allerdings zu einem Problem und bei Änderungen wird es schwierig, flexibel auf das Geschehene zu reagieren. 

Dennoch sollte das Wasserfallmodell nicht als Auslaufmodell betrachtet werden, da es sehr gut als Basis für hybride Modelle verwendet werden kann.

Auf diese Weise lassen sich die Vorteile des klassischen und des agilen Projektmanagements hervorragend kombinieren.

Mögliche Kombinationen sind:

  • Das Wasserfall-Scrum-Modell
  • Das V-Scrum-Modell
  • Das V-Scrumban-Modell

Darüber hinaus kann das Wasserfallmodell im Rahmen der Rolling Wave Planung angewandt werden.

Hierbei wird nach definierten Zeitintervallen die ursprüngliche Planung aktualisiert und überarbeitet. Im Grunde ähnelt die Rolling Wave Planung dem iterativen Vorgehen im agilen Projektmanagement.

Über den Autor

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Dieter Zibert

Dieter Zibert ist Projektmanagement Consultant mit langjähriger Erfahrung im Projektportfolio-Management, Aufbau von professionellen PMOs, Business Transformation, Change Management, hybriden Projektmanagement durch Anwendung von klassischem, agilem und Critical Chain Projektmanagement und in der Anwendung von TOC Prinzipien, um signifikante Verbesserungen für die Kunden zu erzielen.

dzibert@greenprojectsconsulting.com

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